Archiv für den Monat: September 2018

Interview

Die wirklich gute Lösung kommt!

Die Gründerin des Labels b.dress, Brigitte Frank, spricht über Ihre Erlebnisse während der ersten 6 Jahre nach der Gründung der Firma.

Ludwig Lingg
Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir vor 6 Jahren hier am Greifensee sassen. Du erzähltest von deiner Idee: massgeschneiderte Kleidung für Businessfrauen. Es gab eine Reihe von Hürden zu überwinden, damit du dahin kamst, wo du heute stehst. Was geschah in den letzten 6 Jahren?

Brigitte Frank
Die Ausgangsidee von mir war Masskonfektion zu produzieren, ich weiss, dass für Frauen im Business gut sitzende Kleidung wichtig ist. Wir Frauen haben, im Unterscheid zum Mann, wesentlich mehr unterschiedliche Figurtypen, was das Thema Masskonfektion für Frauen wesentlich schwieriger gestaltet. Frauen erleben sehr oft, dass die Kleidung aus der Serienfertigung eben nicht so gut passt und die Suche nach dem passenden Teil oft länger dauert. Masskonfektion ist natürlich teurer als die Serienfertigung. Meine Idee war: Masskonfektion zu bezahlbareren Preisen anzubieten.

Als meine Zielgruppe habe ich die Frauen im Mittleren Management gesehen, die zu einem guten Preis/Leistungsverhältnis Businesskleidung kaufen sollen. Ein Ratgeber aus der Textilbranche brachte mich zunächst von meiner Ursprungsidee ab: “Nein, da verdient man nichts. Du musst in die Serie gehen.” Das war dass, was er kannte und bei ihm funktionierte.

Ich beschloss dem Rat zu folgen und eine Näherei zu suchen, die kleine Serienfertigung macht. Wo lasse ich nähen? Ich wollte auf keinen Fall, dass es irgendwo in Asien genäht wird, ist billiger, aber ich muss erstens hohe Stückzahlen abnehmen und die Produktionsbedingungen entsprachen nicht unbedingt dem, was ich unter fairer Entlohnung und guten Arbeitsbedingungen verstand. Für mich wurde klar, es sollte in Europa genäht werden.

Ludwig Lingg
Wie hast Du eine Näherei gefunden und was waren deine ersten Erfahrungen?

Brigitte Frank
Ich begab mich auf die Suche und aktivierte mein Netzwerk bis ich die erste Näherei fand. Die Arbeitsbedingungen passten und ich lies die erste Serienkollektion dort nähen. Die Qualität war gut bis auf einige Teile, wo die Schultern 2 cm enger genäht waren als in der Schnittvorlage angegeben. Sie erklärten mir, dass eine Tolerenzgrenze von 2 cm üblich ist. Ich weiss aber, dass maximal 0.5 cm in der Branche zu akzeptieren sind.
Oder der Schnitt des Etuikleides war in den Grössen 42-44 nicht so optimal, zu enge Schultern und Arme für die meisten Frauen.
So habe ich meine ersten Erfahrungen gemacht und auch etwas Lehrgeld bezahlt.
Dadurch habe ich jedoch sehr viel dazugelernt in kürzester Zeit.
Die Textilbranche tickt ist doch anders als meine Erfahrungen aus der Jugend. Meine Mutter ist gelernte Schneiderin und ich habe sehr viele Jahre meine Kleidung selbst entworfen und genäht.

Ludwig Lingg
Wie hast du darauf reagiert?

Brigitte Frank
Die Serie ist angekommen. Aber viele Frauen sagten: “Mensch, die Stoffe und Dein Konzept sind toll, finden wir klasse. Ich würde gerne bei Dir kaufen: nur es passt nicht.

Ludwig Lingg:
Du hast deine ersten Erfahrungen mit der Serienfertigung gesammelt. Dann kamst du wieder zur ursprünglichen Idee zurück. Wieder zurück zur Masskonfektion. Wie ging es weiter?

Brigitte Frank:
Erst mal wieder suchen, wo ist die passende Näherei für mein Label. Zunächst startete ich im Tessin. Aber mit dem Preis-Leistungsverhältnis das ich mir vorstellte, musste ich Nein sagen. Ich schaute mir 5 weitere Nähereien im europäischen Ausland an. Mein Leitsatz dafür: Innerhalb von 8 Stunden muss es mit dem Auto erreichbar sein. Gibt ein Sicherheitsgefühl, falls was nicht klappt und ich schnell reagieren muss. Diesen Ratschlag erhielt ich von einer sehr erfahrenen Textilerin.
Für 4 von 5 Nähereien war mein Label und die Stückzahlen zu klein, die fünfte Näherei hat mir nicht gepasst. Kein gutes Arbeitsklima und die Frauen wurden nicht fair bezahlt.

Fast schon wollte ich aufgeben und ich habe die Suche erstmal zur Seite gelegt und vor 2 Jahren einen PopUp-Store in Zürich-Seefeld für einige Monate betrieben. Eines Tages kam eine Designerin zur Tür rein und schaute sich meine Kollektion an. Sie war sehr interessiert an meinen Stoffen. Wir kamen ins Gespräch und das Ergebnis: sie hatte eine Näherei in der Slowakei, wo sie ihre Kollektionen nähen lies.
So kam ich dann sehr schnell zu meiner jetzigen Näherei. Sie hat den Inhaber noch an diesem Tag eine Mail geschickt und ich war bereits 14 Tage später dort und habe mir die Näherei ansehen.

Ludwig Lingg:
Was ist dein Fazit daraus?

Brigitte Frank
Übe Dich in Geduld, wenn Du eine Idee verfolgst und nach der besten Lösung suchst. Nimm nicht die nächstbeste, die Dich anlacht wenn Dein Bauchgefühl NEIN sagt. Warte ab, bis du das gute Gefühl hast. Auch nicht verzweifeln, wenn du etwas nicht sofort umsetzen kannst. Dann passt etwas noch nicht. Die wirklich gute Lösung kommt. Wie ich in diesem Beispiel zeige: sie kommt einfach zu Dir. Eine Tür geht auf, wo du vorher fast gesagt hast: “Mensch, ich gebe auf.” Wie du es spürst: Es passt und Du musst nicht viel dafür tun. Du kannst dich wie an den „gedeckten Tisch“ setzen.

Ludwig Lingg:
Zum Schluss. Was ist der heutige Stand Juli 2018 und was sind deine Zukunftspläne.

Brigitte Frank:
Ich plane die Kollektion zu erweitern. aus. Die Möglichkeit sich aus 12 Farben für Oberstoffe und 14 Farben an Futterstoffen, sich seine individuelle Farbkombination auszusuchen, kommt gut an. Die Masskonfektion begeistert die Frauen, weil sie in Ruhe nach Ihren Bedürfnissen auswählen können und ich eine gute Ratgeberin bin. Ich unterhalte mich mit den Frauen: Was sie machen? Wir tauschen uns aus über unser Business. Es sind sehr angenehme Gespräche, woraus sich auch Freundschaften entwickeln. Dabei geht es Ich verkaufe nicht nur Kleider, es geht darüber hinaus. Ich lerne auch die Frauen kennen. Sie erzählen viel von sich, deshalb kann ich auch besser beraten wie sie sich kleiden sollen.

Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird: Gibt es bald Stoffe in Deiner Kollektion, die ökologisch hergestellt sind? Da bin ich aktuell auf der Suche, habe bereits Gespräche geführt zu einem konzeptionell etwas anderen Ansatz. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten.

Ludwig Lingg
Das klingt vielversprechend.

Brigitte Frank
Und ich halte in Zukunft vermehrt Vorträge bei Firmen und Messen.
Mein Credo: „Auftreten mit Wirkung“ will ich auch hier umsetzen.

Dafür werde ich drei Basis-Themen anbieten:
1. Erfolg im Business mit den richtigen Farben & Stil
2. Sicheres Auftreten – Umgangsformen im Business
3. Selbstmarketing – die Erfolgsformel für eine Spitzenpositionierung

Die Grundrichtung ist eine Marke ICH zu entwickeln. Wenn du eine Marke bist, bleibst Du besser in Erinnerung. Mit der Entwicklung deiner Persönlichkeit, die sich auch sehr stark von innen heraus entwickelt, ändert sich auch das Verhalten nach aussen. Damit geht auch ein Stiländerung einher. Es gibt Frauen, die bisher einfach etwas kopiert haben. Manche sehen die neueste Mode oder das trägt die und die, sagen sich: “Das muss ich auch haben”. Aber es passt nicht immer zur Person.

Das Thema ist ja Stil. Stil ist die Stimmigkeit zwischen dem was du trägst mit dem was du bist. Meine Erfahrung ist, wenn Personen ihre Persönlichkeit mit der Zeit ändern, dann entwickeln sie auch ihren persönlichen Stil. Dann sagen sie: “JA das passt zu mir. Das steht mir am besten, egal ob das gerade Mode ist oder nicht.

Das Gegenüber, meine Gesprächspartner merken sehr schnell, ob die die äussere Hülle zum Inneren passt. Es ist eine gewisse Harmonie und du kommst mit einer Präsenz rüber, die du sonst nicht hast. Oft sprechen wir auch vom authentischen Auftreten. Du kommst in einen Raum und die Leute drehen sich um zu dir und sagen “Wow”. Du wirst bemerkt und bleibst in positiver Erinnerung. Darauf kommt es an.

Ludwig Lingg
Hast Du mir hier ein Beispiel aus Deiner Beratungspraxis?

Brigitte Frank
Ich habe eine Bekannte, die ist studierte Biologin. In diesem Beruf bist du sehr bedacht, dass du inhaltlich gute Vorträge hältst und damit deine Expertise zeigst, wenn Du zum Beispiel auf einem Kongress sprichst. In Branchenkreisen gilt, dass du 30 – 40 Publikationen veröffentlicht haben solltest. Fast egal wie du aussiehst, die anderen schauen auf deine Inhalte: Was sagt sie und wieviel Fachpublikationen hat sie gemacht.
Sie ging dann in die Unternehmensberatung, eine komplett andere Welt, in der viel mehr auf die äussere Erscheinung geachtet wird. Ihr Chef legte ihr nach 14 Tage nahe, sie solle sich doch bitte so kleiden wie es ihre Kolleginnen machen. Sie rief mich dann an und sagte: Ich weiss überhaupt nicht, was der meint. Von was redet der, kannst Du mir helfen?

Ich sagte ihr: “Du bist fachlich sehr gut, eine intelligente Frau und hast ein schönes Gesicht. Und … eine angenehme Stimme. Damit punktest du auf Dauer. Aber die erste Hürde, dass dich beim ersten Gespräch sofort jemand annimmt, die ist sehr hoch bei dir. Du bist nicht so gekleidet, wie in dieser Branche üblich, erwartet wird. Wenn du den Dresscode aus der Branche nimmst, legst du diese erste Hürde deutlich flach. Der andere ist dann sofort bei dir und dann kannst du ihn mit deiner Expertise überzeugen. Du braucht viel weniger Energie beim ersten Eindruck und dem positiven Haken.

Ich diskutiere immer wieder mit Frauen, die sagen, das Äussere ist nicht so wichtig. Doch es ist wichtig. Wir sehen es am Anfang. Es ist dieser erste Eindruck, wo du in Millisekunden eingeordnet wirst. Es ist einfacher, wenn du den Dresscode entsprichst, mit der Massgabe, dass du nicht verkleidest wirkst. Du musst dich schon wohlfühlen. Das merkt dein gegenüber.

Ludwig Lingg
Vielen Dank für das Gespräch

Die Story von der Rakete

Warum Sie Ihre Zuhörer nicht verwirren sollten

Es ist Dienstag, der 31. Juli 2018. Morgen Mittwoch ist der 1. August, der Nationalfeiertag in der Schweiz. Üblicherweise werden viele Feuerwerke gezündet und Höhenfeuer abgebrannt. Seit Wochen ist es heiss. Aufgrund der langanhaltenden Hitze erteilten die Behörden ein Feuerverbot, sowie auch ein Verbot Feuerwerke zu zünden.

Ich komme um 18 Uhr von einem Kunden im Bahnhof Uster mit der S-Bahn an. Es ist heiss an diesem Tag. Immer noch 28 Grad. Ich gehe in den Kiosk und kaufe mir das Eis Magnum Almond. Stelle mich an um an der Kasse zu zahlen. Ein Mann neben mir sagt zu mir: „Heute gibt es eine Rakete gratis.“

Ich denke: „Wie das? Es ist doch ein Verbot. Wie will ich morgen die Rakete starten.“ Ich schaue verwirrt drin.

„Fragen Sie die Kioskverkäuferin“, sagt der Mann. Ich schaue zu ihr. Sie nickt.

Ich denke mir: „Na gut, dann nehme ich eine Rakete mit und zünde sie an, wenn das Feuerverbot wieder aufgehoben ist.“„O.k.“ sage ich dem Mann, worauf er mit mir zur Eiskühltruhe geht und auf das Wassereis zeigt mit der Aufschrift „RAKETE“. RAKETE ist der wohl berühmteste Schweizer-Klassiker im Wassereis-Sortiment von FRISCO.

„Ach, das meinen Sie. Nein danke.“ Ich daraufhin zu Mann.

Businessbezug:

Achten Sie beim Storytelling darauf, den richtigen Bezugsrahmen herzustellen. Ansonsten verwirren Sie Ihre Geschäftspartner und potenziellen Kunden. Deren Gehirn müssen dann arbeiten um das zu entwirren. Arbeit mag das Gehirn gar nicht. Das produziert dann Widerstand gegen Ihre Story und Widerstand gegen ihr Anliegen.